Ein Blick auf die Verbandsarbeit und Zukunft der Angelei.
Blickt man auf den 05.10.1990 zurück, so ist es wie mit vielen Jubiläen, sie begannen mit dem Schritt der Gründung. Aus politischen Strukturen wurden in Thüringen drei Verbände der organisierten Angler gegründet. So entstand aus dem ehemaligen Bezirk Suhl der Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen e.V., eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichtes Suhl mit 109 Vereinen.
30 Jahre arbeiten im Ehrenamt von Angelvereinen Menschen, die sich aus Überzeugung für die anvertrauten Gewässer und Fischarten einsetzen. Wege können verschieden sein. So wurde aus unterschiedlichen Gründen in den 30 Jahren nicht geschafft, dass in Thüringen ein gemeinsamer Verband für Angler gegründet werden konnte. Warum dies nicht möglich war, ist kritisch zu hinterfragen. Fakt ist, dass mit einer Konkurrenz untereinander kein zielführender Weg für die Angelfischerei beschritten wurde. Wenn Konkurrenz dazu führt, dass die Parteien einen Wetteifer in Wissen, Qualität und Fortschritt ausüben, dann kann es etwas Positives bewirken – eine Entwicklung im Sinne der Angelfischerei. Liest man die Protokolle der Vergangenheit, so wird klar, was diese rückblickende Arbeit untereinander bewirkt hat. Unnötige Anfeindungen – ohne etwas zu erreichen.
Der Angler im Blick unserer neuzeitlichen Gesellschaft
Die Corona Krise, Fridays for Future, Naturschutzdiskussionen und auch die Darstellung von einzelnen Anglern in der Öffentlichkeit zeigen, was in dieser Gesellschaft wahrgenommen wird. Die wenigsten betrachten, dass Angelvereine mit einem enormen finanziellen und personellen Aufwand eine Verpflichtung für Gewässer übernehmen. Heute wird ein Mensch mit Behauptungen und Vorurteilen Dritter konfrontiert, die alle selbst ihre Energie dafür einsetzen müssten, etwas Positives für die gemeinschaftlichen Fragen zu leisten. Das Gespräch, Lösungsvorschläge und vor allem die Umsetzung in der Praxis scheinen Fremdbegriffe für bestimmte Menschen zu sein. Hier stellen sich Fragen, die nur durch Eigenreflexion beantwortet werden können.
- Sind meine Behauptungen durch Fakten belegbar?
- Habe ich mich wirklich mit der Arbeit der anderen fachlich auseinandergesetzt?
- Dient meine Wirkungsweise dem gesellschaftlichen Interesse – oder meinem?
- Wie kann ich junge Menschen fördern, heranführen oder auch motivieren?
Wir Angler sind und bleiben eine starke Gemeinschaft im Sinne der Gewässerhege, Unterhaltung und Bewirtschaftung. Die Arbeit aktiver Vereine vor Ort, mit eigenen gepachteten Gewässern, Jugendgruppen und Einrichtungen zum Erhalt von Fischen, Muscheln und Krebsen kann und darf nicht hoch genug gewertet werden. Der Angler der Zukunft kann kein Dienstleistungsnehmer von Angelmöglichkeiten sein, sondern ein mitgestaltender, fachwissender Naturnutzer.
Mit dem eigenen Auftreten in der Öffentlichkeit steht und fällt die Akzeptanz des Anglers durch Politik und Gesellschaft. Keiner kann mehr erwarten, dass alles so einfach ist, wie es einmal war.
Mit der Herausgabe der neuen Ausführungsverordnung des Thüringer Fischereigesetzes mit Wirkung vom 26.09.2020 hat der Gesetzgeber auf neuzeitliche Anforderungen reagiert. Emotionale Entgleisungen durch Angler sollten zuerst durch fachliche Grundlagen überprüft werden. Es ist völlig verständlich, dass wir mit der Gesellschaft eine Verpflichtung für eine artenreiche und gesunde Fauna und Flora haben. Doch anstelle zu schimpfen, stünde es allen gut, wenn man gemeinsam und konstruktiv an schlagkräftigen Verordnungen und Gesetzen arbeitet. Die Politik kann nur Gesetze erarbeiten, die ihnen aus der Praxis und Wissenschaft vorgeschlagen werden.
Blicken wir auf die kommenden 30 Jahre voraus, so müssen wir uns zuerst wünschen, noch viele Jahre gemeinsam für eine nachhaltige Angelei zu arbeiten. Glück, Gesundheit und auch Freude an der Arbeit bedeuten, dass die Anglergemeinschaft auch ein Ziel definiert – eine funktionelle und artenreiche Fauna und Flora in Thüringen. Jeder Angler selbst hat die Möglichkeit, sich zukünftig in die ehrenamtliche Arbeit einzubringen und somit der Sache zu dienen. Wenn uns dies in den nächsten dreißig Jahren gelingt, so wird es aus meiner Sicht auch eine gemeinsame Zukunft für die Thüringer Angelei geben. Auch mit Naturschützern in der Praxis verbindet uns ein Wunsch – artenreiche Bäche, Flüsse, Seen, Teiche und Talsperren. Ein großer Fehler der Vergangenheit war es, immer nur den Schutz auf einzelne Arten abzustellen. Der Blick ist auf die vielfältigen Lebensraumfunktionen zu richten.
Mit den Mitteln und dem Wissen unseres Zeitalters sollte diese rückständig wirkende Arbeits- und Denkweise der Vergangenheit angehören.
Ich wünsche im Namen des Präsidiums allen Verbandsmitgliedern vor allem Gesundheit, Freude an den vielfältigen Aktivitäten und bedanke mich für die bisher geleistete Arbeit der Angler für Gewässer, Fischarten und die Förderung unseres Nachwuchses.
Petri Heil, Karsten Schmidt
Präsident
Hier der Brief zum verschicken und drucken