“ANGELN VERBIETEN”
3 SAT sendet am 3. März 2016 20.15 Uhr einen Beitrag unter diesem Titel.
Vorabinformationen besagen, es geht unter die “Gürtellinie”.
Schon der Satz: Freizeitangler in Deutschland entnehmen den Flüssen, Seen und Meeren jährlich 45.000 Tonnen Biomasse- das entspricht etwa der Menge, die die gesamte kommerzielle Binnenfischerei fangen darf”, lässt erahnen, wo es hingeht.
Es stellt sich die Frage, haben die Angler die Flüsse zerstört oder werden sie nun für die Umweltverbrechen der Gesellschaft als Sündenbock gesucht?
Oder hat der Autor etwa recherchiert wie viele 100.000 Tonnen vermutlich durch Wasserkraft, Kühlwasserentnahmen (Fischanfall in der Fachsprache) oder durch Rückwurf in der Hochseefischerei jährlich vernichtet werden.
Mit Sicherheit lässt der Bericht vermissen, dass vor mehr als einhundert Jahren ganze Familien vom Fischfang in relativ kleinen Flussabschnitten lebten. Eigentlich fordert der Anhang V der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis Ende 2015 einen ähnlichen Zustand, nämlich nahe dem Referenzzustand. Also fast wie es ohne menschliche Eingriffe in natürlichen Fließgewässern mit dem Fischbestand sein müsste.
Allerdings nicht wegen den Anglern, sondern weil Fische die besten Indikatoren für intakte Gewässer sind und selbst durch die Nahrungspyramide nachhaltig für den guten Gewässerzustand sorgen.
Noch ein Wort zum Aal.
In allen Studien auch in den Thüringer Durchgängigkeitsstudien Werra, Saale, Ilm und Unstrut kommt das Massensterben abwandernder Aale vor den Kraftwerksrechen in der Bilanz nicht vor. Abwanderwege sind ganz selten vorhanden oder funktionieren nicht. Es sterben umso mehr, desto enger der Rechenabstand ist. So kommt es durch den genetischen Abwanderdrang bei 10 mm Abstand zur Aal-Mortalität von nahe 100 % durch Anpressung. Dagegen wirken bei 40 mm Rechen, es passen alle Aale durch, nur die in den Rechnungen näherungsweise vorgenommen reinen Turbinen-Mörtalitäten. Vereinzelt gibt es Horizontal-Leitrechen – Bypass – Systeme nach Ebel, Gluch & Kehl mit geringen Aalverlusten.
Wissenschaftlich ausreichend bewiesen ist der Fakt, dass große Teile der heranwachsenden Gelbaale über 15 Jahre eine Winter-Sommerwanderung jährlich in den Flüssen durchführen. Jeder dieser Gelbaale wird also 15 Jahre mit der Kraftwerksmortalität an jedem Standort des Wanderkorridors konfrontiert. In Deutschland interessiert das nicht, da das die Wasserkraft noch mehr in Verlegenheit bringt.
In einer Nacht vor dem Rechen!
In der Vorschau des 3 SAT Beitrages ist zu lesen:
- Angelbegeisterte Bürger geben viel Geld für ihr Hobby aus: 6,4 Milliarden Euro pro Jahr
- Angler nehmen für sich in Anspruch, die Natur zu schützen.
- Doch stimmt diese Argumentation wirklich?
- Besonders kontrovers wird der Umgang mit dem Europäischen Aal diskutiert:
- Wie stecken Fische das Hakenschlucken und Wiederfreilassen weg – überleben sie dieses “Catch and Release” oder ist die Maßnahme sinnlos?
- Naturschützer fordern Quotenregelung auch für Freizeitangler in der Ostsee.
Ein Film von Ulf Marquardt, Autor/Regisseur/Produzent Freiberufler in Köln
Ein Hinweis kam von P. Kluß vom Landesverband Sächsischer Angler e.V.
Das passt doch alles gut zusammen. Erst werden aktuell in der Ostsee Natura 2000 Gebiete mit Angelverbot (www.dafv.de) eingerichtet. Dazu werden natürlich die Fischer erst einmal gar nicht gefragt, aber der Bundestag drückt sich im Petitionsausschuss 5 Jahre um eine Antwort zur Frage „Tierschutz und Wasserkraft“ und das Gemetzel wird immer weiter verstärkt. Egal, was die EU- Wasserrahmenrichtlinie und das Wasserhaushaltsgesetz dazu sagen.
Aber auch hier haben Teile des Naturschutzes eine Lösung.
„Übergeordnete Kriterien zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Rahmen von Projekten und Eingriffen“ 2. Fassung – Stand 25.11.2015 – Zitat Seite 15.
Zur „anlagebedingten Mortalität“ zählen beispielsweise die Verluste von Vögeln an Windenergieanlagen.
Zur „betriebsbedingten Mortalität“ in Gewässern zählen dagegen z. B. die Tötung von Jungfischstadien, Larven und Eiern bei der Kühlwasserentnahme sowie die Tötung wandernder Fischarten in den Turbinen von Flusskraftwerken.
Fische in der Natur werden offenbar von großen Teilen der Gesellschaft nur als Futter für Prädatoren gewertet.
Gerhard Kemmler